Längst hat sich die kardiologische Klinik im SRH Zentralklinikum Suhl vom Standardrepertoire der Herzmedizin gelöst. Neuerdings können hier die drei maßgeblichen Herzklappen minimalinvasiv „repariert“ werden.
Klappe, die Dritte. Minimalinvasive Therapie der Trikuspidalklappe ist Meilenstein in Südthüringen
Wenn Herzklappen nicht mehr richtig arbeiten, stand bisher in den meisten Fällen nur eine große Operation im Raum. Das heißt: Brustkorb öffnen und direkt am Herzen unter Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine operieren. Ein unglaublich belastender Eingriff, gerade für ältere Patientinnen und Patienten.
Alternativen bieten sich seit wenigen Jahren mit sogenannten „interventionellen“ Verfahren. Jenen also, die mittels Herzkatheter arbeiten. Nach diesem Prinzip werden im SRH Zentralklinikum Suhl bereits kranke Aortenklappen und Mitralklappen versorgt. Nun kommt mit der Versorgung der Trikuspidalklappe mittels Kathetertechnologie das dritte führende Verfahren hinzu.
Die Trikuspidalklappe ist das Ventil zur rechten Herzkammer und verhindert den Rückfluss sauerstoffarmen Blutes in den Körper. Bei einer schwerer Trikuspidalklappeninsuffizienz, die oft bei einer Ultraschalluntersuchung des Herzens festgestellt wird, schließt die Klappe nicht mehr richtig. Sauerstoffarmes Blut fließt zurück in den Körper, das Herz muss mehr leisten. Wird die Klappeninsuffizienz nicht erkannt, kann sie zu Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern oder sogar zum Tod führen.
Um die defekte Klappe zu reparieren, schieben die Kardiologen im SRH Zentralklinikum Suhl einen Katheter über die Oberschenkelvene zum Herzen. An der Spitze des Katheters sitzt ein Clip, der im schlagenden Herzen unter Röntgen- und 3D-Ultraschallkontrolle an Ort und Stelle gebracht und verankert wird. Der Clip führt die drei Segel der Herzklappe zusammen. Sie schließt wieder dichter, die Symptome und Auswirkungen der Klappeninsuffizienz werden drastisch reduziert.
„Mit diesem neuen Verfahren runden wir unser innovatives Leistungsspektrum im minimalinvasiven Klappenersatz ab“, freut sich Chefarzt Dr. Kemmer und ergänzt „wir können damit vor allem mehrfach erkranken oder älteren Patientinnen und Patienten rasch und wirkungsvoll helfen. Für die Menschen in unserer Region ist das eine gute Nachricht.“
Bei den drei genannten Reparatur-Verfahren unterstützt jeweils das Heart-Team der Herzchirurgie in Bad Neustadt. Zur Reparatur der Aortenklappe nehmen Suhler Ärzte den Eingriff dort vor, die Vor- und Nachbehandlung findet in Suhl statt. Werden die Mitralklappe oder die Trikuspidalklappe versorgt, erfolgt dies direkt im Herzkatheterlabor des Suhler Klinikums. Die minimalinvasive Reparatur der Trikuspidalklappe reiht sich ein in die lange Liste minimalinvasiver Hightech-Verfahren, die in den letzten beiden Jahren in der kardiologischen Klinik eingeführt wurden. Darunter etwa auch die Implantation des kabellosen Mini-Herzschrittmachers Micra direkt in die Herzkammer, die unterstütze Hochrisiko-Koronarinterventionen (protected PCI) oder die kathetergestützte lysefreie Thrombektomie bei Lungenembolie. Im Februar werden überdies die Bauarbeiten für drei moderne Herzkatheterlabore im SRH Zentralklinikum Suhl beginnen.