SRH Zentralklinikum Suhl
Zentralklinikum Suhl

Interview zur Schilddrüsenwochen: Kleine Drüse, große Wirkung

In der Schilddrüsenwoche haben wir die Chefärztin des Schilddrüsenzentrums gefragt, was es mit der kleinen Drüse auf sich hat.

Warum ist eine funktionierende Schilddrüse so wichtig? Wozu ist sie da?

Die Schilddrüse ist eine kleine aber lebenswichtige Hormondrüse, die aussieht wie ein kleiner Schmetterling. Sie spielt eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel, das Wachstum und die Reifung des Körpers und reguliert eine Vielzahl von Körperfunktionen. Dabei spielen vor allem die Schilddrüsenhormone die entscheidende Rolle. Ohne die Schilddrüse würde es drunter und drüber gehen, denn die Schilddrüse schüttet ständig Hormone aus, die sowohl unser Herz-Kreislauf-System beeinflussen als auch die Verdauung, den Knochenaufbau und sogar die Psyche.

Welche Hormone produziert die Schilddrüse?

Die Schilddrüse selbst bildet insgesamt drei Hormone, das Trijodthyronin oder auch T3 genannt, das Tetrajodthyronin oder T4 auch als Thyroxin bekannt und Kalzitonin. Dabei ist das Kalzitonin vor allem für die Kalzium- und Phosphatkonzentration im Blut verantwortlich. Gesteuert wird die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone durch das Gehirn. Diese Regulation wird durch den Hypothalamus (Zwischenhirn) und die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) übernommen.

Wie merkt man, dass man Schilddrüsenprobleme hat?

Klassische Symptome bei Störungen der Schilddrüse im Sinne einer Überfunktion (durch einen Überschuss an Schilddrüsenhormonen), sind Unruhe, Nervosität, Stimmungsschwankungen, Gewichtsabnahme trotz Heißhunger, Herzrasen, verstärktes Schwitzen, gesteigerter Durst, Überempfindlichkeit gegenüber Wärme. Andererseits kann es, durch einen Mangel an Schilddrüsenhormonen (Schilddrüsenunterfunktion) zu einer vergrößerte Schilddrüse, dem so genannte Kropf, Gewichtszunahme, erhöhte Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit und psychischen Problemen kommen. Auch Augenprobleme mit heraustreten der Augäpfel und andere Augenprobleme, können ein Hinweis auf einen Schilddrüsenfunktionsstörung sein, die immunologisch verursacht ist (Morbus Basedow).

Was ist schlimmer: Schilddrüsenunter- oder überfunktion?

Ein höheres Risiko stellt die Schilddrüsenüberfunktion dar. Eine dänische Studie zeigte, dass Patienten mit einer Überfunktion ein um 60 Prozent höheres Risiko für Herz- Kreislauf- Erkrankungen haben. Hier spielt insbesondere das Vorhofflimmern eine Rolle, mit der Folge drohender Blutgerinnsel bis hin zum Infarkt.

Warum haben Frauen häufiger Schilddrüsenprobleme?

Jodmangelbedingte Erkrankungen treten bei Frauen und Männern gleichhäufig auf. Allerdings treten einige Erkrankungen der Schilddrüse bei Frauen deutlich häufiger auf, da sie im Laufe Ihres Lebens größere und ausgeprägtere Hormonschwankungen aufweisen. Dies ist insbesondere auf Schwangerschaften und das Eintreten der Wechseljahre zurückzuführen. Dies betrifft insbesondere die Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder den bereits erwähnten Morbus Basedow. Dennoch sind Schilddrüsenerkrankungen keine typischen Frauenerkrankungen. Auch Männer sollten bei Beschwerden an die Schilddrüse denken und das Organ untersuchen lassen.

Zu welchem Arzt sollte ich bei Schilddrüsenproblemen gehen?

Die ersten Anzeichen einer Schilddrüsenfunktionsstörung wird in der Regel durch die Hausärztin oder den Hausarzt festgestellt, da sie für viele Patienten die erste Anlaufstelle sind. Eine Veränderung bzw. eine Erkrankung der Schilddrüse kann ganz unterschiedliche Ursachen und auch ganz unterschiedliche Symptome hervorrufen. Dementsprechend bedarf es auch unterschiedlicher Behandlungen. Daher arbeiten bei Schilddrüsenerkrankungen auch Ärzte unterschiedlicher Fachgebiete zusammen. Der Hausarzt übernimmt daher die Basisuntersuchung. Stellt er fest, dass die Schilddrüse ihre Aufgabe nicht voll erfüllt, kann er dies durch spezifische Untersuchungen, meist durch Blutentnahme und Tastuntersuchung der Schilddrüse, feststellen. Dabei kann der Hausarzt z.B. eine Vergrößerung oder eine knotige Veränderung tasten. Manche Hausärzte nutzen auch den Ultraschall, um sich hierbei ein noch klareres Bild zu schaffen. Dabei kann die Vergrößerung genau ausgemessen werden und Knoten ebenfalls exakt in Ihrer Größe bestimmt werden. Bei Auffinden solcher Befunde kann der Hausarzt den Patienten dann an einen Spezialisten weiterschicken.

Welche Spezialisten können nun weitere Untersuchungen durchführen?

Da wäre zum einen der Endokrinologe, der sich mit den hormonellen Veränderungen im Körper und den daraus resultierenden Erkrankungen beschäftigt. Die Endokrinologie ist dabei ein Teilgebiet der Inneren Medizin. Endokrinologen haben vor allem eine spezielle Weiterbildung, die den Hormonhaushalt betrifft und damit vor allem auch das Organ Schilddrüse als Hormonproduzierendes Organ. Sie können die Ursache der Schilddrüsenfunktionsstörung genauer eingrenzen. Hierzu gehört vor allem eine ausführliche Blutanalyse. Darüber hinaus können sie Probeentnahmen der Schilddrüse (Feinnadelpunktionen) insbesondere von sonographisch auffälligen Knoten zum Ausschluss einer Tumorerkrankung. Zusätzlich können sie auch eine Szintigram durchführen. Nach Erhalt der entsprechenden Ergebnisse können sie dann einen Therapieplan erstellen. Therapieoptionen können regelmäßige Kontrollen, Medikamente oder auch die Operation sein. Möglicherweise stellt auch die Thermoablation ein Behandlungsmöglichkeit dar.

Welche weiteren Spezialisten beteiligen sich denn noch an der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen?

Eine sehr wichtige Fachabteilung stellt im Rahmen der Schilddrüsenbehandlung und Diagnostik die Nuklearmedizin dar. Hier werden neben der Diagnostik vor allem auch Therapien mit Radiojod durchgeführt. So wird beispielsweise bei einem Szintigram der Schilddrüse, die schwach radioaktive Substanz Technetium gespritzt. Daher gehört das Szintigram auch zum Aufgabenbereich der Nuklearmedizin. Darüber hinaus führt aber auch der Nuklearmediziner Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse und Blutanalysen durch. Fester Bestandteil der Nuklearmedizin ist die Radiojodtherapie. Diese dient neben der ergänzenden Behandlung von Schilddrüsentumoren nach einer Operation, auch der Behandlung eines Morbus Basedow. Aufgrund spezieller Strahlenschutzanforderungen an die Räumlichkeiten, kann diese nur in Spezialeinrichtungen durchgeführt werden. 

Und wann spielt nun eigentlich die Chirurgie die entscheidende Rolle in der Therapie von Schilddrüsenerkrankungen?

Sehr gute Frage! Sie haben hier bereits die Antwort vorgegeben. Die Chirurgie spielt vor allem eine entscheidende Rolle in der Therapie von Schilddrüsenerkrankungen. Einerseits kann die Entfernung der Schilddrüse bei deutlichen Vergrößerungen (Kropf) notwendig sein aber auch zur Entfernung von sogenannten kalten Knoten, um ein Risiko für eine bösartige Schilddrüsenerkrankung zu beseitigen. Auch der hochgradige Verdacht oder das gesicherte Schilddrüsenkarzinom erfordert immer zwingend die Entfernung der Schilddrüse.

Obwohl Schilddrüsenoperationen in fast jedem deutschen Krankenhaus durchgeführt werden, ist es ratsam eine spezialisierte Klinik aufzusuchen. Dadurch sinkt das Risiko für Komplikationen, wie die Verletzung von Stimmbandnerven oder der Nebenschilddrüse. Darüber hinaus ist es für die Patienten wichtig, leitlinienegerecht und nach neuesten Erkenntnissen behandelt zu werden. Auch hier empfiehlt es sich, in entsprechenden Schwerpunktabteilungen, wie wir sie hier in Suhl haben, operieren zu lassen. Bei uns ist es daher auch Standard unter anderem ein Neuromonitoring während der Operation durchzuführen, um jederzeit den Stimmbandnerv zu überprüfen und damit Folgeschäden zu verhindern. Wir hier in Suhl arbeiten auch eng mit den Kollegen der Hals-Nasen-Ohren Klinik zusammen. Durch die Kollegen lassen wir routinemäßig nach der Operation die Stimmbandnerven beurteilen oder führen ausgedehnte Tumoroperationen, die unter Umständen gestreut haben oder aber auch bereits Nachbarorgane befallen haben, gemeinsam durch.

Wie oft sollte die Schilddrüse kontrolliert werden?

Eine gründliche Untersuchung sollte immer dann erfolgen, wenn Beschwerden vorhanden sind. Liegt eine gesicherte Erkrankung der Schilddrüse vor, die behandelt wird, sollten die Befunde einmal pro Jahr kontrolliert werden, es sei denn, der behandelnde Arzt empfiehlt andere zeitliche Abstände.

Wo kann ich mich denn nun als Patient hinwenden, wenn ich gerne im Klinikum Suhl behandelt werden möchte?

Das ist recht einfach und klar bei uns strukturiert. Haben Sie bisher beispielsweise vom Hausarzt oder Internisten die Verdachtsdiagnose einer Schilddrüsenerkrankung, dann wenden sie sich am besten an die Kollegen der Nuklearmedizin (03681 35-6241) um hier weitere Diagnostik bei entsprechender Notwendigkeit durchführen zu lassen. Sollte es dann im weiteren Verlauf zu einer operativen Therapieempfehlung kommen, werden die Kollegen sie an uns weiterleiten und wir werden Ihren Fall in der interdisziplinären Schilddrüsenkonferenz besprechen, um die für Sie beste Therapie vorzuschlagen. Sollten bei Ihnen bereits alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt sein und eine Operationsindikation vorliegen, dann können Sie sich sehr gerne an das chirurgische Sekretariat wenden (03681 35-5240).